hazard.

ich sitze gerade im zug und erfreue mich an dem wärmenden gefühl, das die einfallende sonne auf meiner haut hinterlässt. und gleichzeitig durchfährt mich ein grausiger schauer. seit ich mich erinnern kann, habe ich nie von jemandem gehört, der nach langer zug- oder autofahrt bei sonnenschein sonnenbrand bekommen hat. na klar – die scheiben haben alle dicke UV-filter. wenn wir in unsere fortbewegungsmittel steigen, steigen wir ebenso in gefertigte kapseln, die uns vor den auswirkungen unserer mehr und mehr lebensfeindlichen umwelt schützen. paralellen zu diversen dystopischen visionen in denen eine entstellte menscheit in dreck, gift und isolation lebt zogen kurz vor meinem auge vorbei.

naja, war nur ein kurzer gedanke. vielleicht sind das auch nur die alpträume eines stadtmenschen, der unterschwellig die natur vermisst.
immerhin komme ich gerade vom wandern aus dem auenland. war jut.

standpunkt

der kuttner hat beim letzten mal die stetig zunehmende verblödung der nachfolgenden generationen angeprangert. zur verdeutlichung, viellleicht auch zur übertreibung hat er dann noch gesagt, dass das ja eines der ewigen probleme sei, denn schon seine eltern hätten seiner generation vorgeworfen, blöder zu sein als sie selbst. und wenn tatsächlich alle nachfolgenden generationen dümmer wären als die jeweils vorhergehende dann waren nicht nur die alten griechen durch die bank weg genies, sondern dann gibt es auch keine hoffnung für die zukunft, denn unsere blöden sprösslinge sind keineswegs in der lage, die probleme zu lösen an denen wir schon gescheitert sind.
gelegentlich bin ich ja auch zugänglich für diese pessimistische darstellung. aber angesichts der total überspannten übertreibung ist mir aufgefallen woran diese sichtweise hapert: es ist wie so oft die falle der wahrnehmung von systemen in denen man sich selbst befindet. man übersieht wie sehr man selbst gereift ist in der differenzzeitspanne zu den kritisierten nachfolgern. man übersieht zu schnell wie einfältig man selbst in jungen jahren war. think out of the box – you know it is there.

as usual

Freitag halb acht. Auenland. Grillgeruch liegt in der Luft.

strukturelle abhängigkeit

so richtig weltweit politisch aufgefallen sind die neuen web20 applikationen erstmals in form von facebook in ägypten. man hat es gefeiert und doch war in den gesichtern der herrschenden politiker angst zu sehen. das sind genauso stuktur- und konzept-denker wie die hacker und erkennen durchaus das potential spontaner massenhafter konsentueller zusammenkunft. nur stehen politiker halt eben auf der “falschen” seite der macht – nämlich auf der seite ihrer machterhaltung. und so kommt es sicher auch, dass die großen seiten wie twitter und facebook am ehesten ziel von begehrlichkeiten werden, denen sie am anfang nicht ausgesetzt waren. mit begehrlichkeiten sind in diesem fall einflussnahme und kontrolle gemeint.

wir reden hier nicht mehr von links gegen rechts. die debatte verschiebt sich in richtung der wahl der werkzeuge.

wollen wir effektive, schnelle, leistungsfähige, skalierbare, erprobte werkzeuge in clustern der konzerne? oder ist es wichtiger, dass man uns das werkzeug nicht einfach wegnehmen kann, weil wir wissen wie es gebaut wird?
die zwei-klassen-gesellschaft bleibt. zwar nutzen jetzt alle irgendwie das internet, aber die einfachen unterprivilegierten sind immernoch nicht freier, weil sie für die nutzung auf propietäre fremde hilfsmittel angewiesen sind, die auf einfachem weg “von oben” gelenkt werden können.

negativbeispiele wären hier zum beispiel netzsperren in einzelnen ländern und zu bestimmten themen. abschalten der server der piratenpartei wegen eines pads. herausgabe privater (twitter-)nachrichten an behörden. selektives abschalten/ausblenden von suchergebnissen.

positivbeispiele sind hier sicherlich wikileaks und das torrentnetzwerk mit trackerunabhängem dht.

augen offen halten! kenne dein werkzeug!

ruhe vor

gerade habe ich in einer absolut ruhiglaufenden ubahn gesessen. das ist ungewöhnlich. die meisten, nein eigentlich alle, bahnen ruckeln die ganze zeit rum, wenn sie nicht gerade an einer haltestelle stehen. selbst auf den geradesten strecken. ständig muss beschleunigt werden oder abgebremst und wenn die geschwindigkeit konstant bleibt, dann ruckelt das 120-tonnen schwere geschoss von einem gleis auf das andere.
nur gerade eben nicht. die bahn lief absolut ruhig in den bahnhof herrmannplatz ein. also mit so einer ruhe die einen durchströmt, wenn man an einem wintermorgen aufwacht und sich plötzlich gewahr wird, dass das vogelgezwitscher des sommers verstummt ist. im bewusstsein dieser laufruhe fühlte sich sogar das bremsen ruhig an. und dann kamen an den beiden türen links und rechts von mir lärmende pubertierende schulkinder auf klassenfahrt in den waggon gequollen. also diese klischeehaft laute melange aus frischestem hormonellen erwachen, ads, photoapparaten und geltungsbedürfnis.
nach dem sich mein entsetzen etwas gelegt hatte, musste ich grinsen: so fühlt sich also die ruhe vor dem sturm an.