ein alter bekannter fragte mich nach meiner meinung zu den bewegungen der letzten zeit.
das kam ja lange nicht mehr vor, dass man mich nach meiner meinung fragte. ich zögerte kurz. und dann brach es aus mir heraus.
ganz kurz einfach könnte man sagen: die bewegungen mit den wohlklingenden akronymen sind ein rechtsdrehender sturm aus bildungsmisere.
aber das ist zu einfach.
ich werde mich im folgenden vorrangig auf die pegida beziehen. über die habe ich mir die meisten gedanken gemacht. hogesa sind ganz offensichtlich schläger-nazis – da muss man nicht drüber reden. und von dem ursprungsmilieu des düsseldorfer blockes bin ich zu weit weg um etwas qualifizierteres zu sagen.
die sachsen also. christen. seit jahren cdu-regiert.
dass der ausländeranteil in sachsen unterdurchschnittlich ist, ist hinreichend besprochen. dass die daraus resultierende islamisierung und die angst davor ebenfalls eher den stammtischen entspringt darauf kommt nun jeder spiegel-redakteur.
ein wichtiger aspekt an dieser “bewegung” ist, dass sie spezifisch nicht die christlichen zwänge kritisieren. es geht also nicht spezifisch darum, dass man sich eingeengt fühlt. sondern es geht um prävention. man will “seine” kultur, als gegensatz zur islamisch-fremden weiterhin ermöglichen. auffällig dabei könnte sein, dass die “eigene” kultur nicht weiter spezifiziert ist.
so wie sich die pegida positioniert ist sie im grunde religionsfeindlich – immer wieder hört man die empörung über die “wintermärkte” anstelle der weihnachtsmärkte. und wenn sie das christentum dabei nicht explizit ausschließt ist sie einfach nur fremdenfeindlich. weil der islam eine unverständliche kultur ist, in die man sich auch nicht hineindenken möchte. könnte ja ansteckend sein, der neger.
aber ich will nicht polemisch sein.
was haben wir denn jetzt? eine bewegung von leuten die in ihrem habitus fremdenfeindlich und -ängstlich sind, als ursache des übels der welt eine fremde kultur ausgemacht haben und dagegen auf die straße gehen.
woher kommt diese angst? ich denke aus diffusem unwissen. diese menschen haben den anschluss verloren an eine welt die sich schneller dreht als sie ihr weltbild zurechrücken können. sie sind dankbar für jede einfache erklärung die man ihnen reicht.
mein stichwort hierzu ist poststrukturalismus. die welt hat kein “richtig” und “falsch” mehr. wir als menschheit sind zu klug, zu spezialisiert und im detail zu vielfältig geworden um als individuum noch auf gemeinsame normen und werten bestehen zu können. und wir arbeiten alle zusammen. die menschheit ist globalisiert.
lerne ich als individuum in so einer welt nicht zu tolerieren, dass andere menschen andere blicke auf die welt haben, kommt es unweigerlich zum jihad, kreuzzug oder progromen. das sind unterschiedliche begriffe für die gleiche ursache: intoleranz.
das führt immer zum krieg. krieg den wir seit jahren haben. mancherorts mit panzern, hier scheinbar mit kirchen oder an stammtischen.
mein momentaner lösungsansatz dazu: so viele menschen wie möglich dazu bringen nicht in den krieg zu gehen, tolerant zu bleiben.
in diesen absteigend sortierten prioritäten leben: das eigene leben zu leben. nach den stetig neu zu verhandelnden werten der gesellschaft. nach den werten der eltern – auch iterativ, wenn man selber elter wird. und nach der eigenen opportunität.
nicht jede veränderung ist eine verschlechterung. veränderungen sind sogar so selten verschlechterungen, dass es sich lohnt veränderungen anzunehmen. denn im schnitt ist die veränderung positiv: in den sechzigern waren wir auf dem mond. dieses jahr sind wir auf einem kometen gelandet. wir beginnen generationenprojekte für die fusionsreaktoren in der zukunft. es geht bergauf. durch veränderung.
ich ende mit den einfachst möglichen worten von marcellus wallace: fuck pride.
Als alter Bekannter möchte ich auf die Struktur und Entstehung dieser Pegida Bewegung eingehen, sie näher beleuchten, die Dynamik selbst und weniger den Inhalt in den Vordergrund rücken, ohne ihn dabei abzuschwächen oder zu relativieren, sondern ihn als Dynamikvolumenfaktor bezeichnen. Wenn es dieses Wort gibt.
Als erstes ist mir aufgefallen, dass jeder darüber spricht. Selbst die Mainstream Medien. Das ist deshalb auffällig, weil seit dem Frühjahr 2014 die Montagsdemos, in ganz Deutschland verteilt, stattfinden und die Mainstream Presse dezent schweigt . Ist das Volumen dieser Bewegung der Grund, das ein gewisses Potential oder eine Sensation vermittelt wird?
Für mich wirkt es künstlich aufgebläht, da der Zeitraum in der die Masse zusammengekommen ist, relativ kurz ist. Durch diese kurze Zeit erkläre ich mir eine Anziehung, die nicht durch komplexe Nachdenkstrukturen erzeugt wird. Wie etwas, das nur die Sinne belebt und nicht den Geist.
Wer sind die Drahtzieher, die diese Bewegung ins Leben gerufen haben? Damit möchte ich auf die undurchsichtige Struktur hinweisen. Aus Quellen erfuhr ich, dass wohl ein vorbestrafter, der sich zuvor im Ausland abgesetzt haben soll, als Kopf gilt. Diese Undurchsichtigkeit spiegelt sich ebenfalls in den sogenannten Ordnern wider, die bei jedem Marsch darauf achten, dass ihre Mitläufer kein Wort sagen dürfen. Keine Statements, keine Kommentare, keine Gedanken oder Ziele.
Das eilig zusammengebastelte Blatt ihrer Forderungen wirkt, als wollten sie nicht gleich verhaftet werden. Eine Art Schleier, der die Hintergründe im Dunkeln lassen soll. Zu brav und perfekt.
Der Dialogsuchende Innenminister ist mir ebenfalls ein großes Rätsel. Hat man den Kopf dieser Organisation aus dem Ausland geholt um eine strategische Bewegung zu erzeugen, die die Menschen noch mehr spalten oder zumindest kanalisieren soll? Wie ein Strudel, der Normalbürger aufsaugt, um sie dumm zu halten durch hasserfüllte Feindbilder? Ich meine Gegendemos gibt es ja auch dazu. Würde heißen, der Plan geht auf. Nach dem Motto wenn zwei sich streiten, freut sich der dritte.
Abschließend muss ich sagen, dass ich seit dem Beginn der klassischen Friedensbewegung (Montagsdemos), die ich auch besuche, beruhigt mitteilen kann : ich tue das Richtige. Aber da gehen sicher noch einige Meinungen auseinander.