Kontraste

Ich habe seit einiger Zeit die Theorie, dass der Siegeszug des Ruccola, der auf jedes Gericht als besondere Geschmacksnote mit drauf gepackt wird, darauf beruht, dass Gemüse nach nichts mehr schmeckt. Die individuelle Note einer Zwiebelsorte oder einer Tomate ist völlig egal geworden. Es nur noch irgendwas “mit Gemüse”. Das in meiner Wahrnehmung Dominanteste was da noch einen geschmacklichen Kontrast bilden kann, ist Ruccola. Sicher gibt es noch einige andere Gewürze und Kräuter, aber Ruccola ist in der Kombination der Auswahlkriterien ziemlich nah am Optimum. Er erfordert Frische, er ist nicht übermäßig teuer und er ist sehr einfach in ein Gericht zu integrieren. Andere Aspekte mögen da auch noch eine Rolle spielen. Auch in der Herstellung scheint es leicht zu sein, den spezifischen Ruccola-Geschmack unter niedrigen Produktionskosten zu erzeugen.
Zum Vergleich: eine gute Tomate braucht viel Sonne, ist druckanfällig, schwer und verdirbt schnell.

Ich fasse zusammen: es bestehen gerade viele Gründe Ruccola zu benutzen. Die Nutzung steigt. Ein Aspekt dieser Beobachtung ist das Streben nach geschmacklichem Kontrast.

Interessanter Weise bekomme ich in meiner Umgebung gerade mit, dass sich auffällig viele Menschen und Texte offen oder verdeckt mit BDSM beschäftigen. Das kann natürlich nur eine allgemein gesteigerte Aufmerksamkeit aufgrund von Populärkultur sein – Stichwort 50 shades of dings – aber ich bekomme den Gedanken an Ruccola nicht aus meinem Kopf.

Auch weil Holgi, gerade das Wort “matt” als treffende Beschreibung für einen Geisteszustand erkannt hat, stellen sich einige Fragen.
Ist BDSM zwischenmenschlicher Ruccola? Sind wir daher matt? Ist gerade Krieg und keiner geht hin?
Es sind Fragen auf die ich gerade keine Antwort möchte.