Heute: Realitätsabgleich in Sachen Burger

Ich wundere und freue mich über die vielen Burgerbratereien in meiner näheren Umgebung. Frisch, lecker und reichlich sind sie meistens. Der eine oder andere ist auch mal etwas ausgefallen – mit karamellisierten Zwiebeln oder Gorgonzola und Rucola. Alles in Allem finde ich es ziemlich super. Anfangs störten mich die Preise: ein ordentlicher Burger fängt bei fünf Euro an und geht teilweise bis zu vierzehn Euro hoch. Dann aber in einer Qualität von der man nur sagen kann, dass das in den Pattie zermüllerte 200g-Steak doch vielleicht etwas zu viel des Guten ist. Wie auch immer.
Ich war der Ansicht 6-7 Euro für einen Bürger ist ein okayer Preis für eine so tolle Mahlzeit. Alles über zehn Euro fand ich tendenziell zu teuer oder übertrieben.
Ab heute nehme ich mir jedoch vor, mindestens im nächsten halben Jahr mich nicht mehr über zu teure Burger zu beschweren. Warum? Ich war heute zum Mittagessen bei McDonalds.
Es gab ein Menü mit einem “Stars of America – Cheese’n Beef Classic”. Der Burger kostet einzeln knapp unter fünf Euro. Schon als ich die Pappschachtel öffnete wusste ich, dass ich etwas mit extrem schlechten Preis-Leistungsverhältnis erworben hatte – um nicht zu sagen: ich fühlte mich profan betrogen. Der arme Burger lag da geradezu winzig und verloren in seiner Schachtel. Schief zusammen gelegt. Zwar mit doppelten Fleischpatties, aber die waren zusammen und mit dem Käse dazwischen dünner als das was man andernorts als einzelnes Pattie gekommt. Geschmack, Textur und allgemeine Beschaffenheit waren kaum als Fleisch zu erkennen. Salat, ja war da. Zumindest in einer Alibifunktion. Geschmacklich und haptisch war er nicht relevant. Die Tomaten und Zwiebeln auch nicht. Der einzige Geschmacksträger war die Chemiesoße.
Sogar meine Kollegen ließen sich zu Witzen wie “Na wenn das alles ist, was die Amerikaner zu bieten haben, dann brauchen wir uns ja keine Sorgen mehr machen.” hinreißen.
Mein Resumee bleibt: ich weiß nach diesem Erlebnis, welches viele Menschen noch als etwas Besonderes empfinden, die Haus- und handgemachten Burger der kleinen Bratereien um ein vielfaches mehr zu schätzen. Und auch wenn mal ein Burger zehn Euro kostet wird er um ein vielfaches Besser sein als diese kümmerlichen Haufen American-Star-Soylent die man bei McDonalds verkauft bekommt.

Manche mögen jetzt sagen, dass das doch völlig klar sei: Fast-Food aus Systemgastronomie schmeckt schließlich immer wie Industrieabfall. Aber ich finde es wichtig auch mal wieder auf den Boden dessen zurück zu kommen, was in weniger avantgardistischen Lebensräumen als völlig normal wahrgenommen wird. Und hier ging es nur ums Essen. Andere Themen gefällig? Armut? Flüchtlinge? Menschenrechtsverletzungen? Krieg? Wenn ich genauer darüber nachdenke bekomme ich panische Angst vor dem Kulturschock, der mich bei einem Blick über meinen Tellerrand erwartet.