Die von uns so geplagte Schule wurde von uns auch in einer weiteren Aktion gebeutelt:

Nanowicht las zum Zeitpunkt der Übergabe des Schulgebäudes an die Schüler die Illuminatus Trilogie und war äußerst begeistert von einer Person namens Midget und deren Unternehmungen.

Dieser besagte Midget war von recht kleiner Statur. Aufgrund der dadurch induzierten Mißachtung seiner Person an irgendwelchen Minderwertigkeitskomplexen knabbernd, hatte sich die Senkung der allgemeinen Moral zur Aufgabe gemacht. Er erreichte die durch das Verbreiten von unscheinbaren jedoch unglaublich subversiven Mitteilungen, die er mit "Mgt." zeichnete, was von Unwissenden als "Management" mißgedeutet wurde, jedoch in Wirklichkeit nur sein Namenskürzel "Midget" darstellte.

Im Roman wurden mehrere Beispiele für sein Handeln gebracht, wovon wir jedoch hier nur eines vorstellen wollen. Es begann damit, daß der besagte Midget sich an einem Kaufhaus aus welchen Gründen auch immer rächen wollte. Um diese Rache zu verwirklichen bediente er sich seiner altbewährten Methode: Er versteckt sich in dem Kaufhaus, ließ sich einschließen und brachte in der Nacht überall Schilder mit der Aufschrift "Bitte nicht auf den Boden spucken! Mgt." an. Als am nächsten Morgen das Kaufhaus wieder geöffnet wurde, gab es zwar unter den Angestellten Verwunderung bezüglich der Schilder, doch da sie mit "Mgt." gezeichnet waren, wurden sie nicht entfernt. Die Kunden des Kaufhauses wurden jedoch nachhaltig geprägt, denn schließlich war es jedem klar das man nicht auf den Boden spuckt, aber dadurch, daß man es ausdrücklich noch einmal betonte, signalisierte dies den Kunden, daß man es ihnen durchaus zutraue auf den Boden zu spucken. Doch auch keiner der Kunden beschwerte sich, da die Mitteilung scheinbar durch das Management autorisiert wurde, und man einer Autorität natürlich nicht widerspricht. Obwohl sich niemand beschwerte, war doch jeder Kunde auf das Tiefste beleidigt. Die Beleidigung kam, die gute Laune ging und die Kauflust nahm sie gleich mit. Das Ende der Geschichte: das vorher durchaus angesehene Kaufhaus mußte nach wenigen Monaten wegen Kundenmangel schließen.

Inspiriert von der durchschlagenden Wirkung dieses Rachefeldzuges wollte wir diese Wirkung auch einmal selbst erleben. Die neue Schule mit all ihren neuen und unsinnigen, weil absolut selbstverständlichen, Regeln kam uns da gerade Recht. Es durfte gar nicht schwer sein, in dieser latenten, durch die neuen Gesetze induzierten Unzufriedenheit eine offene "Revolte" gegen die Administration zu provozieren. Wir sollten uns nicht geirrt haben.

Der Zettel hing lange bevor die Ersten in die Schule kamen, kurz nach dem die Schule aufgeschlossen wurde. Wie erhofft, bemerkten nicht einmal die Lehrer unseren Anschlag. Jeder ging an dem Zettel vorbei, las ihn und schüttelte den Kopf. Erst nach drei Stunden, in der kleinen Frühstückspause wurde es von der obersten Administration bemerkt und entfernt. Doch es war zu spät, denn so ziemlich jeder hatte schon die Mitteilung gelesen und unter den Schülern waren heftigste Debatten am Kochen. Was wir jedoch nicht wissen konnten, war, daß die Putzfirma am Vortag ihren Dienst verweigerte, weil tatsächlich jemand auf den Boden gespuckt hatte. Die Schulleitung dachte also ihrerseits, daß die Mitteilung von der Reinigungsfirma käme; an einen subversiven Schülerscherz dachte niemand. So wurde noch an diesem Tage eine Schülersprecherversammlung einberufen, in der es nur darum ging, daß man doch gefälligst nicht auf den Boden zu spucken habe.

Dieser Tag war wieder mal ein voller Erfolg für die Saalfelder Illuminaten.

Sogar ein halbes Jahr nach dem Anschlag verspürte unsere Schülerzeitung das Bedürfnis nach einer Reflektion dieses Ereignisses, wie auf dem Cover der ersten Ausgabe zu sehen ist: